Meine Windhunde ... und ich

„Erholsame Ferien auf dem Lande!“

Unsere Hunde sprechen bei der Wahl unseres Ferienortes immer ein entscheidendes „Wörtchen“ mit. Auch für unseren jungen Saluki-Rüden ist es inzwischen selbstverständlich geworden, dass er wenigstens einmal am Tag seine Windhundbeine auf Feldern und Wiesen ausstrecken kann. Ebenso ist es eine wahre Freude, wenn er mit lachendem Gesicht an uns vorbeiflitzt. Deshalb fahren wir seit vielen Jahren an die holländische Nordseeküste, weil es dort am ehesten möglich ist, dass wir uns im Urlaub erholen und unser Windhund auch frei laufen kann.

Schon immer wollte ich mal auf der Insel „Texel“ Urlaub machen und dieses Jahr sollte mein Wunsch in Erfüllung gehen, weil uns dort eine Bekannte aus der „Windhund-Szene“ ein Feriendomizil empfahl. Zum „Schnuppern“ wurde diese Empfehlung gerne angenommen. Dass es der Wettergott nicht gut mit uns meinte, dazu kann natürlich niemand etwas! Vielmehr war es eine Gelegenheit, sich dieses Neuland genauer unter die Lupe zu nehmen. Die ersten vier Tage regnete es nicht nur Bindfäden, sondern es stürmte und so waren wir meistens mit dem Auto unterwegs. Im Urlaub ist jeder Regentag zu viel, vor allen Dingen, wenn man nur sieben Tage bleiben will.

Abends kamen wir bei Sonnenschein mit der Fähre an und zogen in ein schönes Friesenhaus mit Reetdach ein, in dem wir ebenerdig eine Ferienwohnung gemietet hatten. Wenn wir noch kleine Kinder hätten, wäre diese Unterkunft ideal gewesen; denn schon am Parkplatz begrüßten uns bereits ein paar Ziegen und Ponys. Als wir mit Schlüssel bewaffnet zu unserer Ferienwohnung gingen, waren wir doch einigermaßen erstaunt, weil wir von drei braun-roten Hennen eskortiert wurden, die gackernd und gar nicht scheu neben uns her liefen. Eine graue Katze zeigte uns sofort, dass sie Chefin im Hause ist, weil sie mit uns in die Wohnung ging. Das alles fand ich eigentlich recht amüsant und nett, weil es mich an ein „harmonisches“ Landleben erinnerte, das ich schon immer mal haben wollte, wenn - ja wenn.... nicht unser junger Saluki-Rüde auch noch da gewesen wäre, der an diesem Spektakel höchst interessiert war ...!

Wenn uns dieses Quartier von Leuten empfohlen wurde, die sogar vier Windhunde halten und jedes Jahr ihre Ferien auf der Insel Texel verbringen, dann mussten wir mit einem Hund das bestimmt auch schaffen. Das muss wohl auch der Grund gewesen sein, dass ich mich nicht erkundigte, ob genügend Auslaufmöglichkeit für den Hund vorhanden ist. Ich meinte also, die Insel Texel müsse ein Eldorado für Windhunde sein, weil mein Saluki in den Ferien - wie gewohnt - frei laufen sollte, wenn nicht direkt am Haus, doch dann in der Nähe am Strand. Da hatte ich aber mit „Zitronen gehandelt“! Neben unserer Bleibe befand sich ein Bauernhof, vor uns ein Deich und in der Nähe das Wattenmeer und jede Menge Zäune! Und um uns herum grasten Schweine, Rinder, Pferde und unzählig viele Schafe. Da fiel mir wieder ein: „Texel - die Insel der Schafe !!“ -

So schön das Landleben auch ist, und es mir richtig gut gefällt, doch diese Haustiere stellen nicht immer Idealbedingungen für einen Urlauber dar, der mit einem Windhund reist und unbeschwerte Ferientage genießen möchte. Zu Hause ist mein Hund an Pferde und Katzen gewöhnt, aber eben nur an diese! Bekanntlich kann es sehr gut gelingen, dass Hund und Katze dicke Freunde werden, wenn sie zusammen aufwachsen, doch ein altes Sprichwort sagt und kann ebenso wahr werden: „Hund und Katz sind sich spinnefeind“! Ein Windhund wird einer Katze selten gefährlich – dagegen sind die Krallen einer Katze für Hundeaugen gefährlich. Missverständnisse gibt es demzufolge nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren, wenn in einer unterschiedlichen Sprache gesprochen wird.

Zurück auf die Ferieninsel Texel. Wir zogen also frohen Mutes in die uns zugewiesene Ferienwohnung ein, die eine funktionierende Raumaufteilung aufwies und vor allen Dingen sauber geputzt war. Das gefiel uns schon recht gut. Am nächsten Tag begann jedoch der angekündigte Dauerregen und wir verkrochen uns Schutz suchend hinter die Fenster des blau-weiß gestrichenen Friesenhauses, das sein Dach seit vielen Jahren trotzend dem Wind und Regen entgegenhält. Die Fenster waren nach außen hin einen kleinen Spalt zu öffnen, wobei innen ein festsitzendes Fliegengitter angebracht war, das durch einen Rahmen eine Führung erhielt. Das war auch notwendig, weil in direkter Nachbarschaft Viehzucht betrieben wurde. Sobald sich die Tür öffnete, waren jede Menge Fliegen unsere Gäste, die ziemlich lästig werden konnten. Deshalb war es nur möglich, sporadisch mal zu lüften. Dann nutzten wir die Gelegenheit, gleichzeitig ein bisschen frische Landluft zu schnuppern.

Jeder, der einen Windhund besitzt, kann sich vorstellen, wo unser Saluki fortan seinen Urlaub verbrachte: Er lag wachend vor der Flügeltür im Wohnzimmer, die ihm durch das Glas einen Ausblick nach draußen verschaffte. Denn dort stolzierten ab und zu ein paar Hennen vorbei, ein aus dem Käfig entwischtes Kaninchen hoppelte über den Rasen oder eine Katze schlich vorüber. Diese Ferien auf dem Lande waren in der Tat höchst interessant für unseren Hund, doch er bedauerte sichtlich, dass er mit den Tieren nicht näher „Bekanntschaft“ schließen konnte, weil die Glasscheibe ihn von der Außenwelt trennte. Deshalb wartete er sehnsüchtig auf den Augenblick, dass sich die Tür nach draußen hin mal öffnete. Das durfte nach meiner Meinung auf keinen Fall geschehen; denn die Folge wäre sicherlich Ärger gewesen, den wir in unserem Urlaub vermeiden wollten.

Eines Mittags hatte sich mein Mann ins Schlafzimmer begeben, um dort ein Nickerchen zu halten. Der Hund lag mal wieder brav, doch hellwach vor der Aussichtstür im Wohnzimmer. Ich hantierte in der Küche herum und schaute kurz aus dem Fenster. Da sah ich die graue Mietze draußen auf dem Boden vor dem Fenster sitzen. Als sie mich entdeckte, miaute sie laut und ich dachte: „Ach, die arme Katze, sie hat wohl Hunger!“ Das war schon zu viel gedacht. Meine Gedanken mussten sich auf die Katze telepathisch übertragen haben; denn als ich anschließend aus dem Badezimmer kam, saß genau dieses Katzentier plötzlich am Napf meines Hundes in der Wohnung und fraß genüsslich das stehen gelassene Futter! Mein Herz erstarrte vor Schrecken. Ich machte in wilder Panik einen Hechtsprung zur Wohnzimmertür und verschloss sie erst einmal. Damit waren Katze und Hund voneinander getrennt. Dann rief ich meinen Mann, dass die graue Katze in der Wohnung sei, der wie elektrisiert aufsprang. Ich bestand aber darauf, dass das abgemagerte Tierchen erst mal seine Diebesbeute zu Ende vertilgen durfte. Die Katze fraß auch seelenruhig Happen für Happen auf. Als sie nach ein paar Minuten fertig war, konnte man sehen, dass die in Butter gebratene Hähnchenbrust ihr vorzüglich geschmeckt haben muss; denn sie sah mich an und ihre Augen versprachen, dass sie wieder kommen wollte. Dann führte mein Mann unseren Hund an der Leine aus dem Wohnzimmer heraus und ich trug die Katze auf dem Arm sicher in die andere Richtung und anschließend trollte sich die kleine Diebin mit vollgefressenem Bauch zufrieden davon. Solch einen Leckerbissen hatte sie bestimmt noch nie ergaunert! Da ich einem hungrigen Tier das Futter nicht verwehren kann, freute ich mich im Geheimen sogar über diesen geglückten Einbruch, zumal ich wusste, dass in ihrem Zuhause noch drei Katzenbabys warteten, die versorgt werden wollten. Sie wurden wie Hühner und Kaninchen mit Küchenresten gefüttert. Ich habe mal irgendwo gehört, dass erwachsene Katzen auf dem Lande nicht gefüttert werden, weil sie Mäuse fangen sollen.

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Wenn Sie wissen wollen, wie die Katze in unser Ferienhaus kam und dem Hund das Fressen wegfressen konnte, dann geduldigen Sie sich noch ein wenig! Ich plane ein 2. Buch als Fortsetzung meines ersten "Ein Leben mit Windhunden und anderen Tieren".


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